Internationale Fachkonferenz im DAZ Berlin 2008

 

Wissensbereiche aus dem Tagungsprogramm
1 Farbpigmente und Restaurierung
2 Farbraumgestaltung und Architektur
3 Farbmarketing und Trendforschung
4 Farbmetrik und Informationstechnik
5 Lichtgestaltung und Lichttechnik
6 Farbe und Biologie
7 Farbe und Psychologie
8 Farbpädagogik und Vermittlung
9 Farbe und Kunst
10 Farbe und Gesundheit
11 Farbsysteme und Ordnung
12 Farbdesign und Kommunikation
13 Farbtechnologie und Anwendung

 

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Aus dem Eröffnungsvortrag der Konferenz

Prof. Dr. Axel Buether, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Farbenzentrums e.V.

Farbe als Erkenntniswerkzeug
Welchen Zweck hat eine interdisziplinäre Konferenz mit dem Thema „Farbe Verstehen“, wo doch beinahe jeder Mensch vom Beginn seiner Individualentwicklung an Farbe erlebt und intuitiv begreift, sobald er über die Augen mit seiner Umwelt in Beziehung tritt?
Entweder nehmen wir unsere Welt so hin, wie wir sie täglich erfahren, oder wir stellen sie in Frage und bilden uns darüber Vorstellungen und Erklärungsmodelle. Bereits durch die Frage, wie etwas aussieht, konfrontieren wir eine Sache mit ihrer Erscheinungsweise, trennen wir zwischen Zeichen und Bezeichneten und gewinnen dadurch Information. Je nach Art der Fragestellung ist Farbe eine Sinnesempfindung, eine Materialeigenschaft, eine Wellenlänge oder ein Medium für die visuelle Kommunikation.
In nahezu allen Bereichen der Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt nutzen wir die Farbe als Erkenntniswerkzeug, weshalb das Forum einer interdisziplinären Konferenz am besten geeignet ist, um Antworten zu hören und zu diskutieren. Vertreter aus 13 Wissensbereichen werden die Tagungsteilnehmer allgemeinverständlich, kompetent und aktuell über den Kenntnisstand in vielen wichtigen Wissensbereichen der Farbe informieren.
Die Fülle der vorhandenen und neuen Informationen im Bereich der Farbe ist unübersehbar, weshalb erst die intellektuelle Durchdringung der Zusammenhänge zwischen den einzelnen Wissensgebieten in Kunst, Gestaltung, Praxis und Wissenschaft, die Orientierung und damit die Aneignung des Forschungsstandes möglich werden lässt. Die Zusammenschau des Wissens und der Erfahrungen aller Beteiligten wird jedem Einzelnen neue Horizonte über das eigene Arbeitsgebiet hinaus eröffnen, wodurch ein Verstehen des Phänomens Farbe erst möglich wird.
Im Rahmen von Übersichts- und Vertiefungsvorträgen, sowie Workshops und fachübergreifenden Diskussionen soll den Teilnehmern der Tagung daher auch ein Einblick in das gesamte Wissensspektrum der Farbe vermittelt werden.

Das Erklärbare und das Unfassbare Verstehen
Warum kehrt die Farbe wieder in unseren Vorstellungen und Träumen, warum schreiben selbst blind geborene Menschen Gedichte über das Unfassbare, welches den Lebensraum ihrer sehenden Mitmenschen anfüllt. Ohne Farbe ändert sich die Umwelt und damit auch das Erleben und Verhalten eines Menschen, wie uns spät erblindete Menschen mitteilen, deren Lebensraum plötzlich bis an die Grenze des eigenen Körpers zusammenschrumpft.
Die Farbe bezeichnet die Art und Weise, wie uns die Umwelt in Erscheinung tritt und macht uns zugleich deutlich, wie wir ihr gegenüberstehen. Sie verweist auf die Inhalte, über die wir Wissen erwerben können und die die, welche sich der Erklärbarkeit entziehen. In der Isolation beschreibt die Farbe das Verhältnis von Fläche und Form, wogegen sie in der Zusammenschau zu einem komplex strukturierten Gewebe wird, welches die Landschaften des visuellen Raums bis zur Tiefe des sichtbaren Horizontes organisiert. Die Farbe zeigt uns die Ordnung der Dinge und zugleich etwas Unfassbares, welches uns anrührt, staunen und verstummen lässt.
Da jeder Konferenzteilnehmer in seiner Disziplin jeweils nur ein winziges Bruchstück dessen zu fassen bekommt, was sich über die Farbe aussagen und erfahren lässt, bilden die Offenheit für andere Positionen und die methodische Annäherung an den Gegenstand der eigenen Auseinandersetzung die Voraussetzung für die Möglichkeit eines tiefergehenden „Verstehens“.
Die Vernetzung der unterschiedlichen Themenschwerpunkte bildet ein unerschöpfliches Potential für die Erweiterung des Zugangs zur eigenen wissenschaftlichen und künstlerischen Forschung und fördert die Kultur des Austausches und des gegenseitigen Verstehens.

 

Publikation in den Zeitschriften Phänomen Farbe, Colour Europe