Die Intelligenz bezeichnet den Entwicklungsstand der allgemeinen Leistungsdispositionen unseres Gehirns, die es uns ermöglichen, aus Erfahrungen zu lernen und erfolgreich zu handeln. Für die Lösung der ständig wechselnden Problemstellungen unserer Lebensumwelt brauchen wir spezifische sowie allgemeine Lösungsstrategien. Was uns zu Experten macht, dient nicht automatisch unserer Intelligenzentwicklung. Diese steigt in dem Maß, wie wir lernen, unsere anwendungsbezogenen Kompetenzen auf andere Denk- und Handlungsfelder zu übertragen. Durch eine Fixierung des Bildungsprozesses auf wenige fachspezifische Schlüsselkompetenzen vernachlässigen wir dagegen eine überlebenswichtigste Leistung unseres Gehirns. Die Plastizität unserer Gehirnfunktionen dient der Anpassung an Veränderungen der Umweltbedingungen.

Sobald wir ausschließlich das tun, was wir gewohnt sind und gut können, arbeitet unser Gehirn effizient und stagniert zugleich in seiner Entwicklung. Die Herausforderung oder Notwendigkeit zur Anpassung an neue Leistungsanforderungen fehlt. Sobald wir mit ungewohnten Problemstellungen konfrontiert sind, brauchen wir unsere kreative, analytische und praktische Intelligenz. Ohne die permanente Forderung dieser drei Strategien zur Nutzung unserer allgemeinen Gehirnleistungen, schöpfen wir unser Denk- und Handlungspotential nicht effektiv aus.

Moderne Gesellschaften zeichnen sich durch den beständigen Wandel der Kommunikationsbedingungen aus, was hohe Anforderungen an unsere Intelligenzentwicklung stellt. Durch die verbale und anschauliche Bildung unserer Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Erkenntnis- und Verständnis- sowie Problemlösung und Vermittlung fördern wir gleichermaßen unsere Kompetenz- und Intelligenzentwicklung. Es ist daher unabdingbar, dass wir den Fokus der Bildung auf den Denk- und Handlungsprozess legen. Das Ergebnis dagegen trägt nur insoweit etwas zum eigenen Bildungsprozess bei, wie es uns und unseren Lehrern Anlass zur Reflexion des gegangenen Weges bietet. Noch effektiver wird der Lernprozess in Gruppen, soweit alle Teilnehmer am Vergleich der Lösungen, Fehler und Strategien der Anderen partizipieren.

Publikation „Die Bildung der räumlich-visuellen Kompetenz“