Alle sinnlich spürbaren Zustandsbeschreibungen der Umwelt haben einen maßgeblichen Einfluss auf unser Erleben und Handeln. Dazu gehören die Veränderungen der Materie, wie die der Atmosphäre. Unser Gehirn gleicht die atmosphärischen Veränderungen von Farben, Formen und Bewegungen permanent aus. Hierdurch nehmen wir die materielle Struktur der Umwelt relativ konstant wahr, obgleich jede Veränderung unbewusst auf unseren Körperzustand wirkt. Veränderungen von Licht und Farbe beeinflussen alle vegetativen Körperfunktionen, wie den Stoffwechsel, die Atmung und den Blutdruck oder den Muskeltonus. Auch unsere emotionalen Stimmungen wechseln mit der Atmosphäre der Räume unseres Aufenthalts, während uns der Grund dafür nur selten bewusst wird.

Die Lufthülle der Erde bildet einen atmosphärischen Raum, dessen Wettererscheinungen, wir mit allen Sinnen spüren. Die feinen Partikel der Luft absorbieren, reflektieren und streuen die energetische Strahlung der Sonne. Sie können sich über die Aufnahme von Feuchtigkeit zu Wolken verdichten und thermische Reaktionen, wie Wind, Sturm oder Gewitter, auslösen. Durch den Wechsel der Tages- und Jahreszeiten sowie der Wetterbedingungen verändert sich die Atmosphäre im Außen- sowie in den Innenräumen unserer baulichen Strukturen beständig. Durch die Farb- und Lichtwechsel weitet oder verengt, entgrenzt oder verdichtet, strahlt oder verdüstert sich unser gesamter Lebensraum. Mit der Zeitlichkeit und Räumlichkeit der Atmosphäre verändert sich nicht nur das Aussehen der Umwelt, sondern auch das anschauliche Informationspotential.

Die Wechsel der Raumatmosphäre bestimmen den zeitlichen Rhythmus unseres Stoffwechsels. Dieser beeinflusst unser körperliches Wohlbefinden, unsere Gesundheit, unsere geistigen und lebenspraktischen Aktivitäten sowie unsere Handlungsmotivation. Während das Wetter in der Regel nicht von uns veränderbar ist, können wir die Atmosphären unserer Lebensräume über die Wirkungen von Farbe und Licht nach unseren Bedürfnissen gestalten.

Publikation „Die Bildung der räumlich-visuellen Kompetenz“