
Keynote-Vortrag von Prof. Dr. Axel Buether
Am 20. November 2025 ist das Museumszentrum Quadrat Bottrop Austragungsort für das Symposium „FARBEN WISSEN“ der Hochschule der bildenden Künste Essen (HBK Essen).

Das Symposium widmet sich der Bedeutung und Wirkung von Farbe im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft, Philosophie und künstlerischer Praxis. In Vorträgen und Diskussionen werden unterschiedliche Perspektiven auf das Medium Farbe und ihrer psychologischen und ästhetischen Dimension bis hin zu ihrer philosophischen und kunsthistorischen Relevanz eröffnet.
Vorträge von:
Prof. Dr. Axel Buether, Bergische Universität Wuppertal
Prof. Dr. Stephan Berg, Kunstmuseum Bonn
Dr. Alexandra Loske, Royal Pavillon, Brighton & Hove Museums
Dr. Linda Walther, Museumszentrum Quadrat Bottrop
Prof. Dr. Sabine Bartelsheim, HBK Essen
Dr. Sarah Sandfort, HBK Essen und Museumszentrum Quadrat Bottrop
Prof. Nicola Staeglich, HBK Essen
Prof. Dr. Luca Viglialoro, HBK Essen
Mehr zur Veranstaltung auf der Website des Josef Albers Museum Bottrop
Die Farbigkeit der Natur folgt einer inneren Ordnung.
Jede Nuance, jede Kombination, jedes sich wandelnde Licht trägt Information, Ausdruck und Bedeutung.
Wer diese Ordnung zu lesen versteht, erkennt in ihr den Schlüssel zu einem tieferen Verständnis des Lebens – und des Menschen selbst.
Farbe wirkt als universales Prinzip der Orientierung: Sie gliedert das Sichtbare, lenkt Aufmerksamkeit und verknüpft Wahrnehmung mit Denken und Handeln.
Sie strukturiert unsere Erfahrung, schafft Richtung, Rhythmus und Sinn.
In der Natur entscheidet sie über Tarnung und Verführung, über Warnung, Vertrauen und Zugehörigkeit.
Sie verleiht Lebewesen Gestalt und Identität, bindet sie an ihre Umwelt und macht sie erkennbar – für andere und für sich selbst.
In „Die geheimnisvolle Macht der Farben“ habe ich gezeigt, dass alles künstlerische und kulturelle Gestalten auf diesen biologischen Grundlagen beruht.
Farbe ist das größte und leistungsfähigste Kommunikationssystem der Erde – in der Natur wie in der menschlichen Kultur.
Sie prägt Verhalten und Zusammenleben, lange bevor Sprache entsteht, und verbindet das Lebendige über Grenzen von Art und Bewusstsein hinweg.
Mit „Das große Buch der Farbpsychologie“ öffnet sich die zweite Ebene: die innere.
Denn Farbe wirkt nicht nur auf den Körper, sie formt Bewusstsein.
Kein Mensch sieht dieselbe Farbe gleich.
Sie ruft Erinnerungen wach, spiegelt Haltungen, verbindet Vergangenes mit dem Jetzt.
Was wir in der Kunst erfahren, ist nicht die Farbe des Bildes, sondern die Resonanz, die sie in uns hervorruft.
Jede Farbe besitzt einen eigenen Charakter – eine seelische Haltung, eine Art zu klingen.
Im Zusammenspiel dieser Farbcharaktere entsteht die Persönlichkeit eines Kunstwerks: sein Tonfall, seine Stimmung, seine Stimme.
So wird Farbe zum inneren Resonanzraum der Kunst, in dem das Sichtbare Empfindung annimmt und das Unsichtbare Gestalt gewinnt.
Farbe ist die Sprache der Seele – und zugleich der Schlüssel zum Verständnis der menschlichen Natur.
Wer sie zu lesen lernt, erkennt:
Wir sehen nicht einfach eine äußere Welt,
sondern erschaffen sie in uns – aus dem, was wir sind
und aus allem, was wir im Laufe unseres Lebens gesehen, gefühlt und erinnert haben.
