Gewalt in Krankenhäusern nimmt zu – ein alarmierendes Problem, das besonders in Notaufnahmen spürbar wird. Überlastete Patient*innen, angespannte Angehörige und lange Wartezeiten sind eine explosive Mischung, die nicht selten in verbaler oder körperlicher Aggression gegenüber dem Personal mündet. Doch unsere jüngste Intervention zeigt: Eine durchdachte Gestaltung der räumlichen Atmosphäre kann das Verhalten der Menschen entscheidend positiv beeinflussen.

Für die Zentrale Notaufnahme eines Krankenhauses in Essen, die aufgrund eines geplanten Neubaus vorübergehend im zweiten Untergeschoss ohne Tageslicht untergebracht ist, haben wir ein Farb- und Lichtkonzept entwickelt. Ziel war es, die beklemmende und stressfördernde Umgebung zu entschärfen, in der die Wartezeiten für Patient*innen und Angehörige oft eine Belastungsprobe darstellen.

Was wurde verändert?

  • Farbgestaltung: Alle Oberflächen wurden mit einer beruhigenden, einladenden Farbpalette und ansprechenden Dekoren neugestaltet, die gezielt auf die Wahrnehmung und Stimmung wirken.
  • Lichtlösung: Ein deckengleiches Oberlicht wurde installiert, das künstliches Tageslicht in den Raum bringt und diesen optisch nach oben öffnet. So entsteht ein Gefühl von Weite und Offenheit, das den Kellercharakter vollständig aufhebt.

Erste Erfolge sichtbar Die Ergebnisse sprechen für sich: Sowohl Patient*innen als auch das Personal berichten von einer deutlich verbesserten emotionalen Stimmung. Das beklemmende Gefühl, „eingesperrt und vergessen“ zu sein, wurde durch die neue Atmosphäre abgelöst. Gleichzeitig ist die Zahl der Übergriffe und Konflikte im Wartebereich messbar zurückgegangen.

Ein Modellprojekt mit klarer Botschaft Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, was mit gezieltem Einsatz von Licht und Farbe möglich ist. Gleichzeitig unterstreicht es eine zentrale Forderung: Wartebereiche gehören ins Tageslicht, nicht in Kellerräume. Wo dies – wie in unserem Beispiel – baulich nicht möglich ist, bietet die evidenzbasierte Farb- und Lichtpsychologie eine wirkungsvolle Lösung.

Gewaltprävention beginnt bei der Raumgestaltung.
Mit diesem Ansatz haben wir nicht nur die Stimmung verbessert, sondern einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Klinikpersonals geleistet. Ein Gewinn für alle Beteiligten.