Hipp oder spießig. Verspielt oder konservativ. Farben eines Büros sagen viel über Personal, Unternehmen und Atmosphäre aus. Farbforscher Axel Buether erzählt, was farbliche Fürsorge bedeutet, wie Kontraste und bunte Mischungen die Arbeit beeinflussen.
inperspective: Herr Buether, was kann die optische Erscheinung von Büros über Unternehmen verraten?
Axel Buether: Farben prägen unseren ersten Eindruck von Menschen, Dingen, Räumen, Unternehmen und Institutionen. Sie sind die Visitenkarte jedes Büros. Sie zeigen uns das Maß der Wertschätzung, die ein Unternehmen seinem Personal entgegenbringt. Die Raum- und Objektfarben sagen mehr als Worte, denn sie vermitteln uns einen unverfälschten Eindruck von den Arbeitsbedingungen, der Atmosphäre und der Unternehmenskultur.
Wirkt ein Büro konservativ oder gar spießig, wirkt sich das ganz selbstverständlich auch auf die Wahrnehmung der dort arbeitenden Personen aus. Niemand würde bei diesen Menschen Eigenschaften wie Kreativität, Innovation oder Offenheit vermuten, was nicht unbedingt stimmen muss. Wir tun uns in jedem Fall schwer damit, unseren ersten Eindruck zu revidieren. Farben sind Medien und Kommunikationsmittel, die uns über inhaltliche Bedeutungen von Räumen und Dingen wie auch über Charaktereigenschaften und Handlungsabsichten von Menschen informieren. Das ist ihre biologische und kulturelle Funktion.
Farben geben Auskunft über unser soziokulturelles Milieu, über unser Einkommen, unsere Bildung und unsere Wertvorstellungen. Das ist die eine Seite der Medaille. Die Farben unserer Arbeitswelten haben nicht nur repräsentativen Charakter, sondern sind ebenso wichtig für unser Wohlbefinden, unsere Arbeitsleistung und unsere Gesundheit.
inperspective: Können Räume die Psyche der in ihnen Arbeitenden beeinflussen, zum Beispiel Stress mindern, Kreativität fördern und Wohlbefinden steigern?
Axel Buether: Ich habe in mehreren Studien herausgefunden, dass ein Wechsel der Raumfarben vom Personal tatsächlich als Fürsorge empfunden wird. Die Menschen gehen lieber zur Arbeit, sie fühlen sich dort sehr viel wohler, sind leistungsfähiger und deutlich weniger krank. Der Krankenstand sank um mehr als 30 Prozent in unseren Untersuchungen, die im besonders anspruchsvollen Arbeitsumfeld von Intensivstationen stattgefunden haben, beim medizinischen wie pflegerischen Personal.
Allerdings gibt es auch andere Untersuchungen, die zeigen, dass wir uns in kühlen, hellen Atmosphären besser konzentrieren können und weniger Fehler bei geistigen Aufgaben machen. In wärmeren Umgebungen können wir uns hingegen schneller und wirksamer entspannen. Wir kommunizieren mehr und fühlen uns dabei wohler.
Mit der Kreativität ist das so eine Sache. Manche Menschen haben die besten Ideen, wenn es in ihrer Umgebung bunt, lebendig und anregend zugeht. Andere hingegen sind Minimalist:innen, die eine graue, weiße, in jedem Fall ruhige und karge Umgebung brauchen, damit ihnen etwas einfällt.
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