Die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Umwelt liegt der Struktur unseres Nervensystems zu Grunde. Über die Blickbewegungen unserer Augen, die vom Gehirn gesteuert werden, empfangen wir Signale von der Umwelt. Diese Signale wiederum braucht das Gehirn für die Steuerung der Aufmerksamkeit. Hierdurch bildet sich ein selbstreferenzielles System, über das wir räumlich-visuelle Informationen generieren. Diesen Prozess können wir über die Auswahl unseres Stand- und Blickpunktes willentlich steuern. Etwa 60% der rund 500 Billionen Nervenzellen unseres Gehirns verarbeiten während aller Wach- und Traumphasen räumlich-visuelle Informationen. Über neue Beobachtungstechniken konnten wir heute damit beginnen, diese Abläufe zu verstehen.
Im Wahrnehmungsprozess gelangen die Umweltdaten von unseren Augen zuerst zum Stammhirn, wo sie mit den Daten unserer anderen Sinne abgeglichen und emotional vorbewertet werden. Im visuellen Cortex werden die Signale weiterverarbeitet und dann über zwei Hauptverarbeitungsströme parallel zu unseren Gedächtnisarealen weitergeleitet. Von dort gelangen sie zu den motorischen und emotionalen Steuerungszentren und werden uns sichtbar. Der zum deklarativen Gedächtnis verlaufende „Wo-Strom“ dient der Bewegungs-, Handlungs-, und Positionswahrnehmung, während uns der zum semantischen Gedächtnis verlaufende „Was-Strom“ die Identifikation von Dingen nach ihrer Bedeutung ermöglicht. Diese Strukturierung unseres anschaulichen Wissens spiegelt sich in der semantischen Bedeutungsstruktur und der syntaktischen Handlungsstruktur der Wortsprache wider.
Unsere soziokulturelle Umwelt weist einen weitaus höheren Grad an Vorstrukturierung auf als die Natur, da wir sie über den Beobachtungs- und Gestaltungsprozess unseren Bedürfnissen angepasst haben. Siedlungsräume, Gebrauchsgegenstände, Kunstwerke und Kommunikationsmedien haben sich in einem generationsübergreifenden Verständigungsprozess entwickelt. Daher können sie uns ihren Gebrauchszweck auch auf anschauliche Weise mitteilen.