Inhalt:

In dem Kurs haben wir uns mit dem Thema des Gleichgewichts in den Farb- und Lichterscheinungen
der Umwelt auf kreativ-anschauliche Weise auseinandergesetzt. Anfangs wurden die Beziehungen zwischen unserem Gleichgewichtssinn und den Gewichtsverhältnissen, Bewegungs- und Richtungsrelationen im visuellen Raum erkundet. Am Ende stand die Insznierung einer ausbalancierten Installation aus Farbmaterialien, Farbgegenständen oder Lichtobjekten etc., deren Instabilität und Übergang in einen erneuten stabilen Zustand  photographisch oder filmisch verarbeitet und zur Anschauung gebracht wurde.

Bearbeitungszeit: Kompaktworkshop, 5 Arbeitstage

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Morphosen – Lei Song, Matthias Ritzmann und Chang-Chin Hwang

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67° – Agnieszka Partyka, Christian Beckerund Bastian Müller

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Im Spiegel – Dennis Hafner und Anette Funke

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Schirm – Paul Evermann, Katharina Schwarze und Sabine Schmidt

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Drehen – Christian Schlender, Claudia Wörndle und Nikola Stoynov

Übung 1  In der Balance

Das Gleichgewichtssystem des eigenen Körpers, die Balance, welche wir im Liegen und Stehen zum Zentrum der Schwerkraft finden, bildet die Grundlage für die Repräsentation des Horizontes und Vertikalen innerhalb der Umwelterscheinungen aus Farbe und Licht.

Liegen und der Horizont

Studieren Sie den liegenden Körper im Gleichgewicht und variieren Sie die Stellungen des Körpers zur Bezugsebene der Topographie oder der Gegenstandswelt. Probieren Sie aus, wie Sie im Gleichgewicht im entspannten Zustand liegen können, ohne dass es einer Anstrengung bedarf, diese Stellung aufrechtzuerhalten. Dokumentieren Sie Ihre Beobachtungen aus einer Perspektive, indem Sie den Körper als Bildhorizont erfassen und diesen den Raum zwischen unten und oben oder Himmel und Erde aufspannen lassen. Suchen Sie anschließend nach dem Horizont in den Erscheinungen der Umwelt. Dokumentieren Sie alles, was nach Ihrem Gefühl liegt oder sich in einer horizontalen Position befindet und untersuchen Sie in den Bildern die Parallelen zum Körpergefühl des Liegens. Entfernen Sie sich anschließend vom Gegenständlichen und zeigen Sie uns den Horizont in der Reduktion des Bildinhaltes auf die Grenze zwischen den Strukturen und Texturen der Umwelt aus Farbe und Licht.

Stehen und die Vertikale

Ändern Sie nun den Beobachtungsschwerpunkt auf den stehenden Körper, der sich gegen die Wirkung der Schwerkraft aufrichtet, bis er in eine vertikale Gleichgewichtsposition kommt. Gehen Sie in Ihren Beobachtungen und Experimenten wieder so vor, wie im Teil A der Aufgabe, mit dem Focus auf den stehenden oder vertikalen Erscheinungen, welche das Bild, wie ihren Körper in verschiedene Seiten gliedern.

Übung 2  Aus der Balance

Das menschliche Gleichgewichtsorgan, welches aus drei mit Flüssigkeit gefüllten Bogengängen besteht, befindet sich im Innenohr. Es ist sensibel auf jegliche Veränderung der Lage unseres Körpers in Beziehung zur Schwerkraft, wie auch auf Veränderungen der Bewegungsgeschwindigkeit, der Beschleunigung und Verlangsamung. Die Erfahrungen, welche wir durch das Gleichgewichtsorgan erwerben, stehen in Beziehung zu den visuellen Erfahrungen aus den Veränderungen in den Farb- und Lichtstrukturen der Umwelt.

Stürzen und Fallen

Beobachten Sie, wie sich die Sturz und Fallbewegung ihrer Kamera (Beobachter) oder der Umgebungssituation bei geöffneter Blende (Langzeitbelichtung) auf die Erfahrung des visuellen Raums auswirkt. Untersuchen Sie den Unterschied zwischen Translations- (geradlinigen) und Rotationsbewegungen. Bei der Rotationsbewegung drehen Sie sich mit der Kamera um die eigene Achse und beobachten die Verschiebungen der Farb- und Lichtverhältnisse im visuellen Raum bis Sie das Gleichgewicht verlieren und stürzen. Bei der Translationsbewegung sind Sie der ruhende Beobachter, an dem die Farb- und Lichterscheinungen des Umraums vorüberziehen. Zeigen Sie die Wirkungen der Beschleunigung und Verlangsamung, der Schwere und des Sinkens, des Stürzens und Fallens am Beispiel des eigenen Körpers und von Gegenständen, wie festen, flüssigen oder gasförmigen Substanzen. Fertigen Sie Fotoserien oder Kurzfilme an und experimentieren Sie dabei auch mit ungewöhnlichen Bewegungssituationen, die im Verlust oder der Rückgewinnung des Gleichgewichts resultieren.

Aufrichten und Steigen

Gehen Sie wie beim ersten Teil dieser Aufgabe vor, doch untersuchen Sie nun die Verlagerungen des Gleichgewichtes, die für das Aufrichten und Steigen von Körpern notwendig sind. Achten Sie auf die Erscheinungen von Leichtigkeit und Schwebezuständen im Bildraum und reduzieren Sie zum Schluss die gegenständliche Information im visuellen Raum ihrer Fotos und Filmaufnahmen, bis die Darstellung der Phänomene erreicht und die Ablenkung von unnötigen Bildinhalten auf ein Minimum reduziert ist.

Übung 3 Farbgewicht

Leichtigkeit und Schwere

Setzen Sie die Erfahrung aus der Belastung ihres Muskel- und Gelenksystems bei der Körperbewegung in Beziehung zu der Erscheinung ihres visuellen Lebensraums. Suchen Sie nach Dingen, deren Erscheinung aus Farbe und Licht Sie als leicht oder schwer empfinden. Warum sieht etwas leicht oder schwer aus? Finden Sie Anhaltspunkte für die Farb- und Lichtwirkungen, welche auf das Gewicht der Dinge verweisen. Achten Sie besonders darauf, welche Oberflächeneigenschaften den Charakter der Schwere besonders prägen. Ordnen Sie Ihre Bilder in Kategorien zum Thema Farbgewicht.

Gleichgewicht

Finden Sie Strukturen, deren Gleichgewichtszustand anschaulich zum Ausdruck kommt. (z.B. Bäume, Blumen, Gräser etc.) Konzentrieren Sie sich bei der Dokumentation Ihrer Beobachtungen auf die Farb- und Lichterscheinung. Achten Sie dabei besonders auf die Veränderung der Oberflächen nach Wahl der Perspektive und Lichtsituation und benutzen Sie, wenn möglich, auch ein Makroobjektiv oder einen starken Zoom.

Übung 4  Aus der Balance

Farbbalance – Installation

Entwickeln und gestalten Sie eine Farb- und Lichtinstallation, die anfangs im Gleichgewicht erscheint und dann zusehends das Gleichgewicht verliert und aus der Balance gerät. Überlegen Sie sich dazu einen Versuchsaufbau, di e Kameraposition, die Lichtführung und probieren Sie verschiedene Versuchsverläufe aus. Achten Sie besonders auf den Übergang vom Gleichgewicht in das Zusammenstürzen der visuellen Situation.

Konzentration auf die Farb- und Lichtwirkung

Konzentrieren Sie sich auf die Farb- und Lichtwirkung der Installation und verzichten Sie darauf, das Geheimnis des physischen Sachverhaltes zu lüften. Entwickeln Sie ein System, welches seine anfänglichem Gleichgewichtszustand verliert, dann durch Beschleunigungen und Verlangsamungen, rotierend oder linear zusammenstürzt und in einem anderen Stabilitätszustand endet. Legen Sie Ihren Schwerpunkt nicht auf die Gegenständlichkeit der Situation, sondern zeigen Sie den Übergang zwischen zwei Gleichgewichtszuständen an den Veränderungen der Farb- und Lichtverhältnisse im visuellen Raum.

Weiterführende Literatur der multisensualen Wahrnehmung von visuellen und vestibulären Informationen