Für jede Handlung müssen wir die Positionsräumlichkeit unseres Körpers zur Situationsräumlichkeit des Objektes in Bezug setzen. Auf diese Weise spiegelt die Körperräumlichkeit einer Treppe unser Bewegungskonzept in anschaulicher Form wider. Die Gedächtnisreferenz unseres Anschauungsraums bildet unsere Denk- und Handlungsmatrix, da sich hierin alle uns vorstellbaren Aktionen repräsentieren. Gehen uns diese Informationen in Folge einer Gehirnschädigung verloren, können wir unserem Körper und den Gegenständen der Umwelt nicht mehr ansehen, für was und wie sie zu gebrauchen sind. Sie behalten ihren Namen und verlieren ihre Eigenschaften.
Alle willkürlichen Körperbewegungen werden vom motorischen Cortex unseres Gehirns gesteuert. Dazu zählen auch die Augenmuskeln, die einen integralen Bestandteil unseres Muskel- und Gelenksystems bilden. Die Blickbewegungen stellen daher gleichermaßen Handlungen dar, durch die wir zukünftige Ereignisse antizipieren. Für die Koordinierung unserer Blickbewegungen brauchen wir spezifische Handlungskonzepte, die als Wissen in unserem deklarativen Gedächtnis gespeichert werden. Auf der anderen Seite wird unser Blick entlang der Kontrastgrenzen in der Farb- und Lichtstruktur der Umwelt geführt. Hieraus resultiert die anschauliche Formensprache aller Dinge, die uns ihre „Gebrauchsanweisungen“ mitteilen, insoweit wir sie „lesen“ können. Wir erleben die Formensprache der Natur als funktional, weil wir uns im Verlauf der Evolution daran angepasst haben. Die anschauliche Gestaltung dagegen ist nur insoweit funktional, wie sie uns über die Gebrauchseigenschaften der Dinge informiert.
Unsere Sehfähigkeit lässt sich in nahezu allen Handlungsfeldern unbegrenzt fördern. Hieraus begründet sich der Unterschied zwischen Laien und Experten. Auf diese Weise kann ein Trainer den Spielverlauf voraussehen, der Architekt das Gebäude und der Arzt den Behandlungserfolg. Die Bildung der räumlich-visuellen Kompetenz beinhaltet die methodische Förderung unserer Fähigkeiten zur Antizipation von möglichen Handlungsverläufen und funktionalen Zusammenhängen. Die hieraus entstehende Denk- und Handlungsmatrix im Gehirn ermöglicht uns die Planung zukünftiger Ereignisse.