Über das Buch

Wie findet die Begegnung von Psychologie und Architektur während des Entwurfs- und Planungsprozesses statt? In welchem Planungsabschnitt wird architekturpsychologisches Wissen relevant und einsetzbar? Welche Erkenntnisse liefert die urbane Architekturpsychologie für den städtebaulichen Diskurs? In diesem Buch bringen renommierte Expert*innen aus Deutschland, der Niederlande und der Schweiz aus den Disziplinen Architektur, Psychologie, Städtebau, Farbgestaltung und Kommunikationspsychologie ihr Pionierwissen ein.

Farbe als Entwurfswerkzeug:
Die Gestaltung der Wirkungen von Licht- und Oberflächenfarben in Bezug auf das Erleben und Verhalten des Menschen im gebauten Raum

Le Corbusier, der wahrscheinlich einflussreichste Architekt der Moderne, sagt in seiner Polychromie Architecturale zur Bedeutung der Farbe für den Entwurfsprozess: „Die Farbe ist in der Architektur ein ebenso kräftiges Mittel wie der Grundriss und der Schnitt. Oder besser: die Polychromie, ein Bestandteil des Grundrisses und des Schnittes selbst.“ (Le Corbusier, 2015).

Diese Aussage wirkt heute geradezu paradox, zum einen, weil sich die Moderne gerade durch die Abwesenheit einer lokal, funktional und inhaltlich differenzierten Farbgestaltung von der Baukultur der Vergangenheit unterscheidet. Zum anderen, weil die Auseinandersetzung mit den vielfältigen Wirkungen von Licht- und Körperfarben auf die Wahrnehmung von Architektur, wie das Erleben und Verhalten ihrer Nutzerinnen und Nutzer, in zeitgenössischen Entwurfslehren fehlt.

Als ich vor einigen Jahren das Standardwerk „Farbe. Entwurfsgrundlagen – Planungsstrategien – visuelle Kommunikation“ herausgegeben habe, hat es mich daher auch viel Recherchezeit gekostet, um im europäischen Raum aktuelle Praxisbeispiele zu finden, bei denen Farbe nicht oberflächliche Buntheit, sondern ein wesentliches Entwurfswerkzeug war. Eine zeitgemäße wissenschaftlich fundierte Theorie zur Anwendung der Farbe als Entwurfswerkzeug gibt es bis heute nicht (Buether, 2014). Daher möchte ich hier den Anfang machen.

Inhaltsverzeichnis

  1. Farbe ist ein ganzheitliches Phänomen – Versuch einer Begriffsklärung
  2. Als Entwurfswerkzeug folgt Farbe ausschließlich der inhaltlichen Funktion
  3. Die Funktion der Farbe in Natur und Kultur
  4. Dialogische Introspektion – Wahrnehmen und Begreifen
  5. Zur Anwendung von Farbe als Entwurfswerkzeug
  6. Methodik zu Integration der Farbe im Entwurfsprozess

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