Eingang Patientenzimmer – Epilepsiestation im Hephata Klinikum Schwalmstadt
Axel Buether studierte Architektur, wechselte dann aber in den Bereich Wahrnehmungspsychologie. Heute forscht er zur Wirkung von Farbe, Licht und Raum und lehrt zu visueller Kommunikation an der Universität Wuppertal. In seiner praktischen Tätigkeit ist es ihm ein großes Anliegen, Bauherrschaften für die Nutzerbedürfnisse bereits in frühen Projektphasen zu sensibilisieren, erzählt er im Interview.

Katinka Corts: Farben erzeugen eine Erwartung bei uns, je nach kulturellem Hintergrund aber verschiedene: So ist Grau mal edel, mal ärmlich, kann genauso für moderne Architektur stehen wie auch für Schmutz. Sie haben mit Ihren Studierenden in jahrelanger Forschungsarbeit sogenannte Colour Brain Maps entwickelt und damit versucht, Farben in vergleichbaren Matrizen zu erfassen. Wie ging das vonstatten, Herr Buether?

Axel Buether: Meine Aufgabe an der Schule war, Grundlagen für die Farbtheorie sowie eine Systematik für die Farbwahrnehmung zu schaffen. Zuerst stand also die Frage, wie Farben überhaupt wahrgenommen werden. Etwa die Hälfte unserer Wahrnehmung von Farben ist angeboren, evolutionär wichtige Farben rücken in den Mittelpunkt unserer Wahrnehmung. Der genauso wichtige zweite Teil umfasst kulturell gelernte Bedeutungen, die wir mit diesen Farblandkarten darstellen wollten. Gerade bei der Wirkung von Farben gibt es schnell einfache Antworten, die zwar nicht per se verkehrt sind, aber dennoch gefährlich, denn damit reduziert man komplexes Wissen sehr stark. Mit den Studierenden haben wir über die Jahre Millionen Dinge fotografiert und uns in der Auswertung gefragt, ob man eine Struktur erkennen kann. Kommen manche Farben nur in eingeschränkten Bereichen vor? Was haben Kultur und Natur miteinander zu tun? Warum werden Farben so verwendet?

Sie ist ein wichtiges nonverbales Kommunikationsmittel und doch legt erst der Kontext der Verwendung die Bedeutung der Farbe fest. Eine rote Blüte kann freundlich wirken, ein roter Raum hingegen beunruhigen. Inwieweit haben Sie das Studienfeld eingegrenzt bei der Aufgabe, sodass die Resultate wirklich vergleichbar sind, obwohl jeder und jede an anderen Orten und zu anderen Zeiten die Umgebung dokumentiert? 

Die schiere Menge an Beitragenden und Resultaten macht die Ergebnisse belastbar, sicher waren es über 500 Studierende in sechs Jahren. Die Millionen von Bildern sind aber natürlich nur repräsentativ für Mitteleuropa, in Zentralafrika oder Nordamerika hätten wir ganz andere Ergebnisse gehabt. Doch ähnlich wie bei Sprachen gibt es auch bei der Bedeutung von Farben Gemeinsamkeiten, die man gut beschreiben kann. Die Ergebnisse können für den Entwurf und die Erklärung von Farbwirkungen genutzt werden. Sie können auch die bewussten oder unbewussten Assoziationen erklären, die beim Betrachten mehrerer Farben auftreten, also Gründe für Entspannung oder Anspannung liefern.

In der Praxis versuche ich immer Modelle mit empirischen Daten zu unterlegen, also zum Beispiel dem Medikamentenverbrauch in Krankenhausstationen oder dem Krankenstand des Personals vor und nach Umgestaltungen. So können mehr Menschen verstehen, dass zielgerichtet eingesetzte Farben eine wichtige Bedeutung für die Nutzer haben.

Welche ureigenen Reaktionen und Wahrnehmungen haben Menschen denn bezüglich Farben und wie drückten sich diese aus? 

Das gesamte Interview von Katinka Corts lesen Sie auf der Website des Magazins GERMAN ARCHITECTS