Über das Informationspotential der Schallenergie in der Umwelt können wir uns keine räumlich differenzierte Vorstellung unserer Lebenswelt bilden. Dagegen erinnern wir uns auch auditiv an Menschen, Orte, Dinge und Geschehnisse, insoweit sie für uns ein prägnantes Klangprofil besitzen. In der Musik finden sich daher vielfältige Anspielungen auf audiovisuelle Ereignisse, die dem Hörer als Klangbilder erlebbar werden.
Die Rhythmen unserer Puls, Schritt- und Atmungsfrequenz sowie die Spannungsbögen der Gestik und Handlungsdynamik unseres Körpers werden uns zugleich spürbar und sichtbar. So zeigt uns die Gestik eines Musikers, wie die Musik in seinem Inneren beginnt und sich über seinen Körperzustand im äußeren Klangbild fortsetzt. Tanz, Theater, Video, Film und Animation sowie die klangerfüllten Räume der Städte und Gebäude zeigen, in welcher Vielfalt das Ausdruckspotential der audiovisuellen Medien die Gestaltung unserer Lebenswelt prägt. Töne und Farben setzen sich als Schwingungen im Körperinneren fort. Die akustischen Ereignisse bilden einen Klangraum, der sich wie der Farbraum mit dem Absorptions- und Reflexionsverhalten der materiellen Umgebungsstruktur verändert.
Der Klangraum lässt sich über Gegensatzrelationen oder Kontraste beschreiben, wie die der Tonhöhe, Tonstärke, Klangfarbe, Schwebung oder Brillanz. Für die Beschreibung des Farbraums nutzen wir andere medienspezifische Skalen, wie die Helligkeit, den Buntton oder die Sättigung. Über den Anteil der Obertöne am Gesamtspektrum eines Klanges lässt sich dessen Klangfarbe definieren, die umso brillanter wird, je mehr davon zu vernehmen sind. Das Fehlen von Obertönen lässt den Klang dumpfer werden. Vergleichbar ist diese Wirkung mit der einer Lasur von mehreren nahezu transparenten Farbschichten oder der Pigmentstruktur von hochwertigen Farben und Lacken, die eine vergleichbare Brillanz erreichen können. Reduktionen im „Obertonspektrum“ von Farbpigmenten oder Leuchtmitteln verleihen der materiellen Kultur eine stumpfe und leblose Ausstrahlung.