Evolution der Farbensprache bei Schmetterlingen und Blütenpflanzen (copyright shutterstock)

Die Evolution der Farbwelt

Die Urzeit war grau: Erst allmählich wurden Pflanzen bunt und lockten so Tiere an. Heute seien Farben „das größte Kommunikationssystem der Menschen“, so Farbforscher Axel Buether. Auf diesem System basiere auch die Entwicklung unseres Gehirns.

Erst allmählich entwickelten sich im Zuge der Evolution Farben: als erstes vor allem die Grüntöne der Pflanzen, dann immer buntere Farbschattierungen. Dabei gehe es um das Prinzip „Sehen und Gesehen-Werden“, sagt Buether. Während sich bei Pflanzen unterschiedliche Farbstoffe ausbildeten, entwickelten sich bei Tieren Farbsehstoffe in den Augen. So sei eine extrem schöpferische Wechselwirkung zwischen Pflanzen und Tieren entstanden.

Sehen und Gesehen-Werden

Die Pflanze locken mit ihren Farben Tiere, wie heutzutage Bienen, an und können sich dadurch erfolgreicher fortpflanzen. Über die genetische Auslese seien dann immer schönere Farbtöne und immer prächtigere Früchte entstanden.

Aus diesem Zusammenspiel aus „Sehen und Gesehen-Werden“ hätten sich langsam Kommunikationsmechanismen entwickelt, so Buether. „Und wir gehen heute davon aus, dass sich komplexe Nervensysteme wie unser Gehirn tatsächlich über solche Kommunikationsmechanismen entwickelt haben.“

Rot als wichtigste Farbe

Für den Menschen sei Rot die wichtigste Farbe. „Wenn irgendetwas rot ist, müssen wir sofort hinschauen.“ Dies lasse sich auf aufgrund des Aufbaus unseres Auges verdeutlichen, speziell der Anordnung der für die Farbwahrnehmung zuständigen Zapfen auf unserer Netzhaut: Die für die Wahrnehmung der blauen Farbe zuständigen Zapfen finden sich am äußersten Rand, weswegen wir blau auch nur verschwommen wahrnehmen können – so Buether. Weiter mittig seien die grünen Zapfen gelegen. Im inneren Zentrum der Netzhaut, wo das aufgenommen werde, was wir die ganze Zeit und sehr bewusst sehen –“befinden sich ausschließlich rotempfindliche Sehzellen“.

Farben als teures Handelsgut

Der Mensch hat sich aber nicht damit begnügt, Farben zu sehen. Er begann, sie auch selbst herzustellen. Die ältesten Zeugnisse davon, Höhlenmalereien, seien etwa 30.000 bis 40.000 Jahre alt, sagt Buether. „Die Menschen haben angefangen, mit Erdfarben ihre Welt zu malen.“

Kein Wunder, dass Farben später zu einem teuren Handelsgut avancierten, teilweise genauso viel Wert wie Gold und Silber: „Sinn der Farbe ist natürlich: Status anzeigen. Das heißt, umso wertvoller die Farbpigmente sind, desto wichtiger ist auch der Mensch in der sozialen Hierarchie.“

Podcast zum Nachhören: Deutschlandfunk Kultur ECHTZEIT Beitrag vom 02.11.2019 Als die Welt bunt wurde