Junger Mann in Rosa, Bildlizenz shutterstock

„Wer für sich die richtigen Farben für den jeweiligen Gebrauchszweck findet, der fühlt sich wohler und lebt gesünder“, sagt Axel Buether. Der Leiter des Deutschen Farbzentrums und Professor an der Bergischen Universität Wuppertal plädiert für Mut und Freude an Experimenten. Er sagt: „Farbe ist das mächtigste Sinnesmedium des Menschen.“

Herr Buether, 40 Prozent der Menschen sagen Blau, wenn sie nach ihrer Lieblingsfarbe gefragt werden, 19 Prozent Rot. Meine Lieblingsfarbe ist Petrol. Was sagt das aus?

Wir haben von Geburt an eine Farbpräferenz. Aktive Menschen zum Beispiel mögen eher warme Farben – Rot, Orangerot, Gelb oder auch Kombinationen, die prägnant sind. Ruhigere, introvertierte Menschen bevorzugen unauffälligere Farben: Grau, Schwarz oder auch Blau. Dass Sie Petrol mögen, könnte bedeuten, dass Sie eher ein zurückhaltender, tiefgründiger Typ sind, dem Moden nicht egal sind.

Die Lieblingsfarbe ist also eine Typfrage?

Nicht ausschließlich. Es gibt starke kulturelle Farbpräferenzen, eine Art Farbheimat also. Wir haben in unserer Arbeit zum Beispiel Unterschiede festgestellt zwischen Menschen aus Nord- und Süddeutschland, oder zwischen Menschen aus der Stadt und vom Land. Und auch gesellschaftliche Milieus kommunizieren eine Zugehörigkeit über Farben.

Wir können durch Farbe sprechen?

Farben sind ein nonverbales Kommunikationsmittel. Sie beeinflussen uns und unser Gegenüber sehr stark. Sie können Kooperationsbereitschaft signalisieren oder auch den Wunsch, in Ruhe gelassen zu werden. Tarnen etwa ist eine der wichtigsten biologischen Funktionen von Farbe. Und auch für uns gilt: Wenn ich nichts über mich preisgeben und dennoch präsent sein will, verstecke ich mich hinter Schwarz. Möchte ich hingegen verschwinden, bevorzuge ich unauffällige Farben wie Grau, Braun oder Beige.

Wie viele Menschen setzen Farbe so bewusst ein?

Fast alles, was mit Farbe zu tun hat, passiert unwillkürlich und intuitiv. Wir nehmen Farben zu über 99 Prozent unbewusst wahr, da uns die Menge an Informationen, die wir tagtäglich über Farben aussenden und wahrnehmen, schlichtweg überfordern würde. Jede Farbe in der Natur und Kultur hat eine Funktion, sonst würden wir sie gar nicht sehen! Die Verarbeitung der Farbinformationen beansprucht mehr als 60% unserer Gehirnkapazität. Farben haben immer Bedeutung für unser Leben, ganz gleich ob wir sie an Menschen, Tieren und Pflanzen oder auch Gebäuden, Produkten und Nahrungsmitteln wahrnehmen.

Sie fordern einen anderen bewussteren Umgang mit Farbe?

Ich denke, wir sollten Farbe im Alltag stets so einsetzen, dass wir uns damit wohlfühlen, dass wir gesund bleiben und in jeder Lebenssituation den größten Nutzen davon haben Finden Sie heraus, welche Wirkung Farben auf Ihre Ernährung, auf Ihr Wohlbefinden beim Wohnen und Arbeiten haben oder auch was Farben anderen Menschen über Sie mitteilen!Farben bilden Identität.

Sie forKönnen Sie ein Beispiel nennen?

Stellen Sie sich vor, sie tragen im Beruf meist dunkle Grautöne und werden eher als autoritär wahrgenommen. Plötzlich kommen sie mit einem rosafarbenen Hemd ins Büro und die Menschen sagen, dass ihnen das wirklich gut steht. Dann meinen sie eigentlich, dass ihnen ein bisschen Offenheit gutstehen würde, mehr Sensibilität oder die Bereitschaft, auf andere zuzugehen. Farbe ist ein äußeres Merkmal, aber wir lesen in ihr immer auch innere Eigenschaften.

Link zum vollständigen Interview der Berliner Morgenpost (28.12.200 von Kai Wiedermann)