Die Psychologie der Farben ist nicht nur etwas für Experten, denn sie begleitet uns auch im Alltag. Denken Sie nur an den morgendlichen Blick in den Kleiderschrank, der uns mit Erwartungen, Selbsteinschätzungen und Vorurteilen konfrontiert. Wenn wir intuitiv zu Farben greifen, geht die Auswahl meist sehr schnell, da wir gelernt haben, wie andere Menschen darauf reagieren. Diese oftmals eingeschränkte persönliche Farbpalette entspricht den Konventionen unserer Lebenswelt und hat sich in den meisten Alltagssituationen bewährt. Doch Achtung, die Farben unserer Kleidung tun etwas mit uns und dem Gegenüber! Sie können damit ganz gezielt beeinflussen, wie Sie von anderen Menschen wahrgenommen werden, was erheblichen Einfluss auf das Verhalten Ihrer Mitmenschen haben kann. Wie wir etwas wahrnehmen, spiegelt sich in unseren Gefühlen, Gedanken, Handlungen und sozialen Interaktionen. (Auszug aus meinem Buch „Die geheimnisvolle Macht der Farben„)
Eric findet in mehreren Experimenten heraus, welche Bedeutung Farben für uns Menschen haben und wie Farben auf uns wirken. Farben bringen nicht nur viel Freude und Sinnlichkeit in unser Leben. Es ist erstaunlich, was unsere Kleidungsfarben so alles über uns aussagen, ohne das wir viel davon bemerken.
Gemeinsam machen wir ein Farbexperiment mit einer Schulklasse. Die Kinder räumen den Inhalt ihrer Kleiderschränke in große Säcke und legen ihre Sachen kreisförmig aus. Logos, Form und spezifische Merkmale der Kleidungsstücke werden versteckt, so dass wirklich nur die Farben zu sehen sind. Die erste Hälfte der Kinder beginnt mit dem Auslegen der Farbkreise. Anschließend stellen sich alle Kinder in eine Reihe nebeneinander auf. Die zweite Hälfte der Klasse betritt nun den raum und muss die Kindern anhand ihrer Charaktereigenschaften den Farbkreisen zuordnen. Nach wenigen Minuten stehen alle Kinder in den Farbkreisen. Eric macht den Test. Alle Kinder stehen richtig! Das wiederholt sich auch bei der anderen Hälfte der Klasse. Farben erzählen mehr über uns, als wir das für möglich halten. Wir merken nur kaum etwas davon, weil mehr als 99% der Informationen unbewusst bleiben. Ohne das wir es bemerken, ordnen wir jeden Menschen, dem wir begegnen, nach seinem Äußeren, in bestimmte „Schubladen“ ein. Farben wirken wie Gesten, die anderen Menschen erlauben, sich ein Bild von unserer Persönlichkeit zu machen.
Alle Schülerinnen und Schüler mussten ihre Lieblingsfarben nennen. Das Ergebnis war so, wie ich es erwartet habe, wie es immer bei solchen Befragungen ausgeht. Die meisten Menschen auf der Welt präferieren Blau, was auch in dieser Klasse so war. Auch Rot, Schwarz und Weiß sind überall sehr beliebt, was auch hier wieder so war. Nicht dabei waren Braun und Grau, was völlig „normal“ bei solchen Befragungen ist und keinen Farbpsychologen heute mehr zum Staunen bringt. Wer will schon spießig oder als graue Maus wahrgenommen werden, selbst wenn er oder sie diese Farben sehr gerne trägt? Erstaunlich waren Lieblingsfarben wie „Rosé-Gold, die immerhin zweimal angegeben wurde.
Was also sagt unsere Lieblingsfarbe tatsächlich über uns aus? Ohne einen bestimmten Kontext, wird die Angabe unserer Lieblingsfarbe zu einer Frage der Persönlichkeit. Blau liegt in den Umfragen weltweit vorn, da charakterliche Eigenschaften wie Offenheit, Wahrhaftigkeit und Vertrauen für uns alle von größter Bedeutung sind. Manchmal kommen hierüber auch unterdrückte Wünsche und Charaktereigenschaften zum Vorschein. Besonders auffällig war der Widerspruch bei Jungen, die Rosa, Gelb und Violett als Lieblingsfarbe angegeben hatten. Der Einfluss der Peergroup sorgt bei uns allen zuverlässig dafür, dass gewünschtes Verhalten gestärkt wird, während unkonventionelle Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen aus dem Sichtfeld verschwinden. Wir sollten unsere Farbvorlieben daher ebenso wenig unterdrücken, wie unsere Wünsche, Neigungen und Träume. Farben sind in jeder Lebensphase von Bedeutung, da sie auch ein Mittel der Selbstfindung sind.
Link zum Filmbeitrag auf der Website des ZDF: Die Macht der Farben