Spiel- und Pausenzone im Kinder- und Lernhaus LIPA Burg/Spreewald (Buether)

Spiel- und Lernräume anschaulich Gestalten
Das Gebäude befindet sich im UNESCO geschützten Biosphärenreservat, in direkter Nachbarschaft zum Spreewald, zum Kurpark und den bestehenden Schulgebäuden von Burg, mit denen es auch strukturell und inhaltlich verknüpft ist. Das Kinder- und Lernhaus LIPA wird als Grundschule und Hort für die Erweiterung und die Durchführung von qualifizierten Ganztagesangeboten genutzt, während in den Ferienzeiten zusätzliche Angebote für die Gästekinder die touristische Infrastruktur der Gemeinde Burg ergänzen. Das Modellprojekt steht sowohl für den nachhaltigen und ökologisch bewussten Umgang mit Baumaterialien und -techniken, wie für die Fortentwicklung der lokalen Identität im baulichen und landschaftlichen Erscheinungsbild des Kulturraums Spreewald. Das pädagogische Konzept unterstützt auch die Pflege der wendisch-sorbischen Kulturbräuche, wodurch die Ferienkinder die kulturellen Besonderheiten nicht als „museales Artefakt“, sondern als Ort mit einer lebendigen Pflege der regionalen Traditionen erleben.

Zusammen lernen und spielen unter einem großen Dach
Innen- und Außenraum fließen unter dem großen Grasdach zusammen, das sich aus der Spreewaldwiese emporhebt. Innen bleibt das große Gründach als hölzerne Tragstruktur erkennbar. Die bewegte Kubatur des Gebäudes bietet den Kindern Geborgenheit, einen räumlich differenzierten Kontakt zur Landschaft und die Möglichkeit zur Identifizierung. Die bewegte Dachlandschaft thematisiert die regionalen Formen der großen landschaftlichen Gebäude.

Tragwerk, Möbel und Installationen zeigen die Funktion
Die Kinder können alle konstruktiven, technischen und ökologischen Ideen des Hauses anschaulich sehen, anfassen und begreifen. Das Stabtragwerk des Daches zeigt den Kräfteverlauf, die massiven Wände die Speichermasse der Tonziegel, das Dach die Regenwasserhaltung, wie die offene Kabelführung und die transparenten Leuchten den Energiekreislauf sichtbar werden lassen.

Geborgenheit und Neugierde
Jeder Mensch öffnet sich in vertrauten Räumen leichter, als in fremden und ungewohnten Umgebungen. Atmosphären signalisieren Bedeutungen, die negativ oder positiv besetzt sein können. Die Atmosphäre von Spiel- und Lernräumen soll den Kindern und Jugendlichen ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln und zugleich auch ihr Interesse an neuen Erfahrungen wecken. Die Balance zwischen Vertrautem und Ungewohntem muss aus dem gegebenen Kontext heraus für jede Aufgabe neu gesucht und zusammen mit den Menschen vor Ort entwickelt werden.

Nachhaltiges Gestalten fördert ein ökologisches Bewusstsein
Die extensive Dachbegrünung schafft neuen Lebensraum für Pflanzen und Tiere und trägt dadurch zur Verbesserung des Kleinklimas bei. Staub und Abgase werden durch Pflanzen und Feuchtigkeit gebunden. Das Gründach hält große Mengen der anfallenden Niederschläge zurück und gibt die Feuchtigkeit gezielt an die Pflanzen ab. So lassen sich im Winter Heizkosten einsparen, während im Sommer ein angenehmes Raumklima erzeugt wird. Die zeitgemäße Architektur des Gründaches wurde als Holztragwerk erstellt, was neue Wege für eine Fortentwicklung lokaler Bautraditionen aufzeigt und das Baumaterial der Region nutzt. Die Wandkonstruktionen sind aus massiven Porotonsteinen gefertigt, um einen optimalen Wärmeschutz unter Beibehaltung der Atmungsfähigkeit des Materials und der Gewährleistung eines angenehmen, gesundheitsverträglichen Raumklimas zu gewährleisten. In diesem Sinne wurde auch der Einsatz von mineralischen Putzen und Farben umgesetzt, die sich in ihrer Nachhaltigkeit durch eine lange Lebensdauer, ein gutes Alterungsverhalten und eine Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Einwirkungen bewährt haben. Die Fußbodenflächen sind mit umweltfreundlichem Linoleum ausgestattet.

Lernatmosphären Gestalten
Für jeden Raum drei unterschiedliche Grüntöne an den Wänden in verschiedenen Variationen, der sich in der Intensität auf die Lichtverhältnisse bzw. der Ausrichtung der Räume reagiert. Der hellste Ton war immer ein grünliches Weiß, das den Bezugswert bildete. Die Räume kommunizieren im Wandel der Jahreszeiten die Atmosphäre des Frühlings. Die Farbakzente der Garderoben, Schränke, Regale und Infotafeln erleichtern den Kindern die Orientierung im Gebäude. Für die Tragkonstruktion der Fassaden und des Daches wurde naturbelassenes Fichtenholz verwendet, um den Kindern die Tragwirkung zu vermitteln. Aus dem gleichen Grund wurden Stützen und Treppen in Sichtbeton ausgeführt.

Projektverantwortliche Kinderhaus LIPA Burg
Architekt und Entwurfsverfasser: Axel Buether (Vorentwurf mit Minka Kersten und Johannes Sierig)
Projektleitung: Heike Krauss
Bauherr: Gemeinde Burg Spreewald
Projektkoordination: Architekturwerkstatt Cottbus
Bauleitung: Ing.- Büro Schicht & Grundmann
Tragwerksplanung: Eisenloffel Sattler und Partner

Projektveröffentlichungen:

5.03.2009 „Burger Baumhaus für 170 Kinder eingeweiht“, Lausitzer Rundschau
8.03.2009 „Einweihung Kinder- und Lernhaus LIPA“, Märkische Bote
07.03.2009 „Einweihung Kinder- und Lernhaus LIPA“, Lausitz am Sonntag
10.03.2009 „Dom Zisi a kublanja Lipa“, Sorbische Wochenzeitung NOWY CASNIK
11.03.2009 „Kinder erobern ihr Lernhaus“, Wochenkurier,
14.03.2009 „Eine Linde für Kinder- und Lernhaus LIPA“, Spree-Neiße-Kurier,