Generativer Sinnesraum zur Aktivierung der Kreativität aller Ausstellungsbesucher

Die Besucher erzeugen und gestalten über jede Körperbewegung einen immersiven Raum aus Farbe, Licht, Form, Textur, Bewegung und Klang. Das klassische Verhältnis zwischen Betrachter und Exponat kehrt sich vollständig um, weshalb sich jeder Besucher plötzlich im Mittelpunkt eines kreativen Schaffensprozesses befindet. Alle Aktionen beeinflussen sich wechselseitig, was den Gestaltungsprozess als Gemeinschaftserlebnis erfahrbar macht.

In Ergänzung zur individuellen Werkrezeption beim Rundgang wird der Besucher in den „Sinneslandschaften“ erneut mit allen Stilepochen konfrontiert, nur das diesmal der Fokus auf dem schöpferischen Denk- und Herstellungsprozess liegt. Während sich die Atmosphäre des Raums durch immer neue Stilelemente immer weiter füllt und verdichtet, sorgen radikale Wechsel oder allmähliche Übergänge immer wieder für einen Neuanfang. Jeder beginnende Stil schafft Platz für neue Erfindungen, was der Besucher in seiner aktiven Rolle als Gestalter mit seinen Seh-, Hör- Bewegungs- und Gleichgewichtssinnen explorieren kann. Die Bandbreite der Epochen wird vom ornamentalen Schwung des Jugendstils eröffnet und endet im offenen Erwartungsraum der Gegenwart. Inmitten einer fragmentierten Bilderflut, die sich beständig über die Verknüpfung zu globalen Kunst- und Designforen im Internet speist und aktualisiert, trifft der Besucher selbst die Wahl, welchem Pfad er folgen will. Bewegt er sich auf ein interessantes Bildfragment zu, öffnet sich ein neuer Raum, über den seine gedanklichen Orientierungen für alle Anwesenden Gestalt werden. Am Wandel der Stilperioden wird deutlich, dass jeder kreative Gestaltungsakt mit einem Neuaufbruch beginnt, der zum Verlassen bekannter Denk- und Verhaltensmuster auffordert. Ohne den Willen zur Veränderung und das aktive Tun verblassen die „Sinneslandschaften“ und werden Teil der individuellen Erinnerung.

Experimentierlabor zur spielerischen Vermittlung von Gestaltungsprozessen

Die vollständig über mathematische Codes generierte nahtlose 360° Projektion, welche jede Bewegung im Raum erfasst und in audiovisuelle Strukturen übersetzt, ist weltweit zum ersten Mal in einer künstlerischen Anwendung zu sehen. Die „Sinneslandschaften“ sind das neue Experimentierlabor des „Grassimuseums“, in dem zeitgenössische Kunst entsteht und im Forschungsprozess begleitet werden kann. Jüngere Zielgruppen erfahren das Museum als Ort, in dem Verbindungen zwischen der Geschichte und Gegenwart der angewandten Kunst und des Designs auf spielerische Weise erlebt und erkundet werden können. Die computergenerierten Sitzelemente lassen sich frei im Raum verschieben und über Fügungen zu Inseln kombinieren. Ihre kristalline Form weist keine klaren Bezugsebenen auf, was das Gefühl der Desorientierung bestärkt und das Gleichgewichtsgefühls beeinträchtigt. Der White Cube bildet das Interface, in dem jede zufällige oder handlungsmotivierte Bewegung unmittelbar Gestalt annimmt. Die moderne generative Technik, bestehend aus der grafischen Entwicklungsumgebung „vvvv“, einer 360°- Projektionsmatrix, einem 8-Kanalaudiosystem sowie interaktiven Bewegungssensoren aus Infrarotscheinwerfer und Videokameras bleibt dagegen nahezu unsichtbar. Alle Verhaltenszustände werden permanent von einer datenstromorientierten Programmiersprache ausgewertet und in festgelegte Gestaltungsparameter zerlegt. Hunderte von Nodes bilden eine Stilmatrix, die sich jeden Augenblick fortentwickelt und dennoch offen ist für kreative Einfälle. Der Zufall wird hierdurch zum beständigen Ideengeber und Motivator. Digitale Impulse werden in Formen, Farben, Muster, Bewegungen und Töne übersetzt und in den White Cube projiziert, dessen Grenzen, Proportion, Dimensionalität und Atmosphäre hierdurch beständig neu generiert wird. Kein Bild gleicht dem Anderen. Alles ist Variation und gestaltsuchende Veränderung.

Die interaktive Rauminstallation „Sinneslandschaften“ wurde in Zusammenarbeit mit dem Grassi-Museum von einem Team um Axel Buether entwickelt. Dem Team gehören Sebastian Huber, Johannes Timpernagel, Robert Pohle und Isabella Kolata sowie Marko Ritter, Jakob Korn und Ingolf Heinsch an.


„Jugendstil bis Gegenwart“

Ständige Ausstellung im Grassimuseum, ab 4. März 2012
GRASSI Museum für Angewandte Kunst
Johannisplatz 5–11
04103 Leipzig
Öffnungszeiten: Di–So, inkl. Feiertage 10–18 Uhr

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