Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Ausschnitt Artikel S.51

Erd-, Lehm- und Sandfarben, Holz- und Gewürztöne, frisches Grün: In diesem Jahr dominieren eindeutig Naturfarben. Warum sprechen uns diese Töne so stark an?

Dahinter stehen zwei Trends, die sich 2020 aus verschiedenen Gründen noch verstärkt haben. Der eine ist das Thema der individuellen Gesundheit. Wie ernähre ich mich gesund, wie lebe ich gesund, wie richte ich mir eine gesunde Wohnumgebung ein? Der zweite Aspekt ist der Wunsch nach einer intakten Umwelt. Daher sind Möbel und Materialien gefragt, die ressourcenschonend und ökologisch möglichst un- bedenklich hergestellt wurden. Entsprechend beliebt sind Naturmaterialien oder optisch natürlich anmutende Produkte. Erstere sind wie alle Bio-Produkte in der Regel teurer. Aber es gibt immer mehr Menschen, die bereit sind, dafür mehr Geld auszugeben.

Ist das so? Bei Lebensmitteln gehen Anspruch und Kaufbereitschaft ziemlich auseinander.

Das ist ganz klar ein Boom. Das können Sie daran sehen, dass die großen Hersteller von Industriefarben reagiert haben. Es gibt kaum noch einen Produzenten, der mittlerweile nicht auch eine Palette mit Mineralfarben aufgelegt hat. Das Bedürfnis nach wahrhaftigen Farben, nach Echtheit, ist groß. Das sieht man auch an Produkten wie Kautschuk und Linoleum, die im Kommen sind. Aber ja, gut gemachte Fakes wie Laminat, die natürlich wirken, bedienen den Wunsch ebenfalls. Das ist auch eine Frage des Geldbeutels.

Sie sehen im Revival der Naturtöne mehr als nur eine Mode. Was steckt noch dahinter?

Man kann die Trendfarben durchaus als Ausdruck fundamentaler Lebensängste deuten, aber auch der Sehnsüchte, die viele Menschen im Angesicht des fortschreitenden Klimawandels, der lähmenden Corona-Pandemie und der drohenden Wirtschaftskrise ergriffen haben.

Das vollständige Interview von der Autorin Birgit Ochs lesen Sie in der : FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG, 23. AUGUST 2020, NR. 34