Zur Ausgabe „effekt und affekt“

Diese Ausgabe von der architekt soll Einblick geben in die psychologischen Effekte der Architektur auf den Menschen. Das Heft will aus verschiedenen Perspektiven die Reiz- und Wirkungsweisen von Architektur auf die Benutzenden sowie das Möglichkeitspotenzial der Architekturpsychologie thematisieren: aus der Perspektive der Gestaltpsychologie, der Umweltpsychologie, Arbeitspsychologie, der experimentellen Neuropsychologie, aus der Perspektive der aktuellen Debatten um die Gestaltung von Patientenzimmern in Krankenhäusern, von Parks und Grünanlagen, von Wohnsiedlungen und vielem mehr.

Zur Wirkung von Farben auf menschliches Erleben und Verhalten

Das Verständnis der vielfältigen Wirkung von Farben auf das Erleben und Verhalten des Menschen steht im Zentrum der modernen Farbpsychologie. Um herauszufinden, warum es Farben überhaupt gibt, oder anders gesagt, warum das Farbensehen für unsere Spezies so bedeutend ist, dass es den größten Teil der Gehirnkapazität beansprucht, ist eine nähere Betrachtung ihrer biologischen Funktionen nötig. Ich habe mir dafür unterschiedliche Forschungsfelder der Biologie angeschaut und zum ersten Mal alle überlebenswichtigen Funktionen der Farbe nach signifikanten Merkmalen geordnet. Die sieben Kategorien, auf die ich so gekommen bin, ergeben die sieben biologischen Grundfunktionen der Farben: Orientierung, Gesundheit, Warnung, Tarnung, Werbung, Status und Verständigung.

Die Taten des Lichts

Farben sind „Taten des Lichts“, so Johann Wolfgang Goethe. Daher müssen wir sicherstellen, dass sie in jeder Situation genau das Richtige für uns tun. Ohne den Ausgleich zwischen Psyche und Physis, Innenwelt und Außenraum, Erwartung und Realität gibt es keine Harmonie. Jeder Ort und jede soziale Situation birgt ein spezifisches Entwicklungspotenzial, das sich durch Farben aktivieren lässt. In unserem Fall haben wir Ärzte und Pflegekräfte, aber auch die Krankenhausleitung, den Personalrat und die technischen Mitarbeiter gleich zu Beginn in den Gestaltungsprozess einbezogen. Wir müssen wissen, was die eingesetzten Farben bewirken sollen, bevor wir mit der Konzeptarbeit beginnen. Durch den partizipativen Prozess mit Nutzenden und Verantwortlichen kommt genau das Wissen zur Sprache, das für die Bildung von Entwurfskriterien ausschlaggebend ist. Farben haben eine überwältigende Macht über unser Erleben und Verhalten. Wir müssen daher sorgfältig abwägen, wofür wir diese Macht gebrauchen.

Link zum Herausgeber der Zeitschrift der architekt – Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA