Zur Bedeutung von Atmosphären

Auftakt für diese Kolumne ist eine Frage der Redaktion von luxlumina, die von mir wissen wollte, was ich vom neuen CRI Standard zur Farbwiedergabe-Bestimmung TM30-15 halte. Wie das mit einfachen Fragen manchmal so ist, gibt es hierauf keine schnelle Antwort, da Bewertungen wie „sinnvoll“ oder „überfällig“ für den Leser nicht verständnisbildend sind. Meine Antwort darauf findet sich daher auch erst am Ende dieses Beitrags. Jede technische Frage nach der Qualität von Licht führt uns unweigerlich zu einem wahrnehmungspsychologischen Problem, das sich durch die Angabe physikalischer Größen und ihrer Erklärungen nicht beantworten lässt. Der altgriechische Begriff „téchne“ wurzelt in der Suche nach Regeln und Methoden. Also worüber wollen wir durch Technik Kontrolle erhalten und welchem Ziel gelten unsere Methoden? Das gemeinsame Ziel ist die Gestaltung von Atmosphären, weshalb es für Techniker wie Entwerfer gleichermaßen von Bedeutung ist, die Komplexität dieses Wahrnehmungsphänomens zu verstehen.

Licht und Farbe sind Naturphänomene, deren Wirkungen man nicht erklären kann, sondern selbst erleben muss. Farbe und Licht sind zwei Seiten des gleichen Wahrnehmungsphänomens, da Farbe leuchtet und Licht färbt. Die Lichtfarben der Sonne erzeugen ein atmosphärisches Leuchten, aus dem die Körperfarben der materiellen Welt in ihrer wiederkennbaren Gestalt hervorgehen. Ohne Licht gibt es keine Farben, keinen Himmel, keinen Horizont, keine ausgedehnten Landschaften, keine Figurationen. Wir würden eintauchen in die Welt der Blinden, in der Farbe und Licht leere Worte sind.

 

Weiterführende Informationen zum Thema Farbwahrnehmung und Kommunikation in: Axel Buether: Die Bildung der räumlich-visuellen Kompetenz. Neurobiologische Grundlagen für die methodische Förderung der anschaulichen Wahrnehmung, Vorstellung und Darstellung im Gestaltungs- und Kommunikationsprozess, Schriftenreihe Nr. 23 Burg Giebichenstein Halle 2010

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