Kunterbunte Fassade (Bildrechte shutterstock)

Bunte Republik Deutschland

Die meis­ten Häuser hierzulande sind in Weiß oder anderen­ un­auf­fälligen ­Farben gestrichen. Warum eigentlich? Und führen grellbunte Fassaden wie an etlichen Berliner Mietshäusern wirklich dazu, dass sich die Menschen dort wohler fühlen?

Auszug Interview:

Der Farbforscher Buether kennt aber auch Studien, in denen mit bunten Farben eher negative Gefühle geweckt werden. In einer Untersuchung mussten Probanden die Motorengeräusche von sieben baugleichen Autos bewerten. Jedes fuhr mit der gleichen Geschwindigkeit an ihnen vorbei. Das weiße Auto wurde von den Probanden als leise und angenehm wahrgenommen. Das grellgrüne und das rote Auto wurden als signifikant lauter bewertet.
So betrachtet, sind die knallbunten Häuser der Immobilienfirma Harry Gerlach laut in einer ohnehin ständig lärmenden Stadt. „Auf mich wirken sie aufgesetzt fröhlich“, sagt Buether am Telefon. „Die Farben haben keine Funktion.“ Sie betonten nichts, wie die Hauseingänge zum Beispiel, um Orientierung zu schaffen. Außerdem seien die Farben viel zu stark gesättigt, also intensiv.

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„Jeannine und Jeannette Gerlach wollen die Tradition ihres Vaters Harry Gerlach fortführen. Der Farbforscher Axel Buether würde ihnen etwas anderes raten: „Warum nicht die Bewohner fragen, welche Atmosphäre sie sich in ihrem Haus wünschen, welche Wirkung das Haus auf sie haben soll?“ Daraus könnten Fachleute wie er dann Farbkonzepte ableiten. „So kommt man weg vom Geschmäcklerischen hin zu einer evidenzbasierten Farbgestaltung“, sagt Buether.“ 

Den gesamten Artikel von Christoph Cadenbach finden – Süddeutsche Zeitung Magazin vom 30.09.2021