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Begriff Design

Der Begriff Design (lat. „designare“ – bestimmen, anordnen, bezeichnen, ersehen, planen) verweist auf die Kernkompetenz des Berufsfeldes, die konzeptionelle Arbeit an der Formgebung unserer Lebenswelt zur Erfindung, Bestimmung, Bezeichnung und Weiterentwicklung inhaltlicher Funktionen. Ziel von Design ist die innovative Konzeption, funktionale Gestaltung und erfolgreiche Vermarktung materieller, digitaler und kommunikativer Kulturprodukte und Kulturtechniken, welche durch ihre alltägliche Präsenz die Lebens-, Arbeits- und Vorstellungswelt des modernen Menschen bilden. Als Experimentierfeld neuer Technologien und ästhetischer Praktiken ist Design heute eine Triebkraft des soziokulturellen, wirtschaftlichen, technologischen, wissenschaftlichen und kommunikativen Fortschritts moderner Gesellschaften.

Designgeschichte

Die Designgeschichte beginnt mit der Moderne, der Aufklärung, der Naturwissenschaften und der industriellen Revolution ganzer Gesellschaften. Die Entwicklung von Maschinen für die Massenproduktion materieller Kulturgüter ist untrennbar mit dem Prozess der Formgebung verknüpft. Technische Innovationen treiben den Fortschritt der Produktentwicklung, während konzeptionelle Produktinnovationen die Erforschung und Erprobung neuer Herstellungs- und Vertriebsmethoden anregen. Das Zeitalter der Technik kündigte sich 1851 mit der ersten internationalen Leistungsschau in England an, der Weltausstellung oder „Great Exhibition“, auf der mehr als 17.000 Aussteller aus 28 Ländern ein Publikum von 6 Millionen Menschen anzogen. Durch ihre enormen wirtschaftlichen Impulse wurde die Industriemesse zum Typus internationaler Leistungsschauen, auf der globale und regionale Unternehmen in regelmäßigen Intervallen ihre Innovationskraft demonstrieren. Der Widerspruch zwischen dem eklektizistischen Stilgemisch der ausgestellten Industrieprodukte und ihrer technischen Natur regte die Suche nach einer neuen Formensprache an, die fortan immer weniger in Kunst und Kunsthandwerken geführt wurde, sondern im neuen Berufsfeld Design. Der „Jugendstil“ oder „Art nouveau“ kennzeichnet die Epoche des Übergangs zwischen dem künstlerischen Unikat, der kunsthandwerklichen Kleinserie und der industriellen Massenproduktion. Andere Strömungen wie die britische „Arts and Crafts Movement„ suchten als Gegenbewegung nach Strategien der Rückbesinnung auf die „Schönheit des Materials“ im Kunsthandwerk. Auch diese Geisteshaltung findet sich heute noch im modernen Design, was Jahr für Jahr auf wichtigen Interior-Design-Messen wie der „Salone Internazionale del Mobile“ in Mailand“ oder der „imm cologne“ in Köln besichtigt werden kann, bei denen eine Vielzahl handwerklich manufakturierter Unikate und Kleinserien neben Massenprodukten präsentiert werden. Ein Jahr nach der ersten Weltausstellung wurde 1852 das „Victoria and Albert Museum“ in London gegründet, dass die weltweit größte Sammlung von „Kunstgewerbe und Design“ zeigt. „Design Museen“ werden meist als „Museen für angewandte Kunst“ oder „Kunstgewerbemuseen“ bezeichnet. Sie sind heute in den meisten großen Städten zu finden und geben anschaulich Auskunft zu historischen und aktuellen Themen der Designgeschichte.[1]

Designprozess

Die Inhalte und Methoden von Design werden am Designprozess bzw. Design-Thinking-Prozess ablesbar, der sich primär in 6 Phasen unterteilt:

  1. Problemverständnis – Moderation der Problemdefinition, Klärung der Problemlage und Vorstellungen aller Beteiligten zu Zielen, Zielgruppe, Nutzen und Kostenrahmen im Rahmen transdisziplinärer Teamarbeit
  2. Recherche Problemstellung – Unternehmens-, Produkt-, Kosten-, Machbarkeits- & Marktanalyse unter Wahrnehmung
der Zukunftspotenziale in Kultur und Technik
  3. Ideensuche Problemlösung – Entwurf unterschiedlicher Varianten zur Problemlösung unter Berücksichtigung ethischer Grundsätze, gesellschaftlicher Regeln und Normen, ästhetischer und technischer Innovationen sowie personeller, struktureller und finanzieller Ressourcen im Unternehmen
  4. Auswahl der Lösungsstrategie – analytische Bewertung von Nutzen, Erfolgsaussichten & Aufwand unter Berücksichtigung intuitiver Wissensressourcen & emotionaler Bewertungskriterien
  5. Prototyping und Kreation – Praktische Überprüfung und Optimierung der favorisierten Lösung am exemplarischen Funktionsmodell
  6. Testen und Feedback – Erprobung der Funktionseigenschaften& Nutzungspotenziale, Nutzung von Feedback und kritische Analyse des Projekterfolgs in der Anwendungsphase

Designpraxis

Die Designpraxis beinhaltet jedoch nicht nur geistige und praktische Leistungen in der Konzeptionsphase, sondern meist auch Planungs-, Überwachungs- und Evaluationsfunktionen in der Produktions- und Postproduktionsphase. Die Marketingkompetenz von Designerinnen und Designern sichert den wirtschaftlichen Erfolg von Produkten und Dienstleistungen, der mit substanziellen Kenntnissen der Marktbedingungen sowie Methoden zur Antizipation gegenwärtiger und zukünftiger Bedürfnisse von Kunden und Gesellschaft einhergeht. Design gilt heute als strategischer Wirtschaftsfaktor, als Modernisierungsmotor und Erfolgsfaktor für die Zukunft moderner Gesellschaften.[2] Kompetenzzentren für Design wie der vor mehr als 60 Jahren vom Deutschen Bundestag initiierte „Rat für Formgebung“ sind heute in allen Bundesländern präsent. Sie tragen zur Entwicklung und öffentlichen Wahrnehmung des Berufsfeldes bei, fördern die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und sind Ansprechpartner für Informations- und Bildungszwecke.

Designprodukte und Dienstleistungen sind oft sehr komplex und werden daher durch interdisziplinäre Teams erarbeitet, weshalb die Urheberschaft oftmals nach Sparten aufgeteilt wird oder ganze Gruppen umfasst. Designprodukte sind heute urheberrechtlich geschützt, wenn sie als Innovationen oder künstlerische Leistungen anerkannt werden. Primäre Gebrauchsfunktionen stehen dem nicht entgegen[3]. Designer und Designerinnen können auf Grund ihrer Persönlichkeit und Leistungen einen Bekanntheitsgrad erreichen, der ihre Namen, Produkten und Unternehmen einen Markencharakter verleiht.[4] Ähnlich wie bei bekannten Künstlerpersönlichkeiten steht das gesamte Werk prominenter Designerpersönlichkeiten unter urheberrechtlichen Schutz.

Im Designprozess kommen handwerkliche, wissenschaftliche und künstlerische Methoden zur Anwendung, weshalb die Designausbildung je nach Schwerpunkt an Berufsschulen, Fachhochschulen, Kunsthochschulen und Universitäten beheimatet ist. Design umfasst die Berufspraxis von Designerinnen und Designern, die heute durch ein Spektrum von über 100 verschiedenen Ausbildungsberufen sowie Bachelor- und Masterstudiengängen charakterisiert wird.[5] Einen guten Überblick auf Angebote, Themen und Qualität der Bildungsstätten ermöglichen die zahlreichen Jahresausstellungen, auf denen herausragende Projekte und Abschlussarbeiten gezeigt werden. Designfestivals wie das „DMY“ in Berlin, das „Dutch Design Festival“ in Eindhoven oder das „London Design Festival“ zeigen internationale Designtrends und sind ein Forum für den kreativen Nachwuchs. Wichtige Design-Fachzeitschriften wie „design report“ (Überblick), „form“ (Industrie-Design), „novum“ (Grafikdesign), „page“ (Kommunikationsdesign), fotoMAGAZIN (Fotografie) oder AIT (Interior Design) bilden aktuelle Themenschwerpunkte ab. Qualitative Orientierung im Feld neuer Produkte bieten namhafte Designpreise wie der „Red Dot Design Award“ (Design Zentrum NRW) oder der „German Design Award“ (Rat für Formgebung).

Die wichtigsten Designfelder 2016 im Überblick [6]:

  • Industriedesign, Produktdesign, Produktentwicklung
  • Kommunikationsdesign, Visuelle Kommunikation, Grafikdesign, Editorial Design
  • Film, Fotografie, Illustration, Creative Direction
  • Mediendesign, Informationsdesign, Designinformatik
  • Multimedia-Design, Computer-Animation, Motion-Design
  • Interaction Design, Interfacedesign, Gamedesign
  • Design audiovisueller Medien, Regie, Kamera, Schnitt, Licht, Ton, Szenenbild
  • Innenarchitektur, Interior Design, Raumstrategien
  • Szenografie, Ausstellungsdesign
  • Bühnenbild, Maskenbild, Kostümbild
  • Modedesign, Textildesign, Schmuckdesign, Keramik- Glasdesign
  • Kunst- und Designwissenschaften, Designmanagement

Berufsbild von Designerinnen und Designern

Das Berufsfeld für Designerinnen und Designer reicht in nahezu alle Bereiche der Gesellschaft, da Produkte, Dienstleistungen und Informationen so gestaltet werden müssen, dass ihre Funktionen sichtbar werden und die beabsichtigten Wirkungen auf die Zielgruppe entfalten. Der globale Wettbewerb sorgt für einen ständigen Innovationsdruck, weshalb Designerinnen und Designer nicht nur an der Optimierung der Formen und Funktionen unserer materiellen Kultur arbeiten, sondern ständig auf der Suche nach Neuentwicklungen sind. Design ist die Triebkraft der Konsumgesellschaft, was enorme Risiken und Chancen für das Berufsfeld birgt, nimmt man den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen sowie die Auswirkungen auf Gesellschaft, Umwelt und Gesundheit des Menschen in den Blick. Die wachsenden Theoriefelder Designtheorie und Designforschung setzen sich kritisch mit den gesellschaftlichen Ursachen, Potenzialen und Folgen dieser Prozesse auseinander, um Verstehen zu erzeugen, Inhalte zu systematisieren, Methoden abzuleiten sowie Handlungskonsequenzen und Denkprozesse anzuregen.[7]Die Designfakultäten der Universitäten, Kunsthochschulen und Fachhochschulen sowie die „Deutsche Gesellschaft für Designtheorie und -forschung“ (dgtf) sorgen für Austausch, Vernetzung und Information, die Anregung fachlicher Diskurse und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

 


[1] Gert Selle: Die Geschichte des Design in Deutschland, Campus 2007
Raizman, David: History of Modern Design, Laurence King Publishing 2010

[2] Beat Schneider: Design – eine Einführung: Entwurf im sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Kontext, Birkhäuser Basel 2009

[3] BGH, Urteil vom 13. November 2013, Az. I ZR 143/12

[4] Enrico Morteo: Design-Atlas: Von 1850 bis heute, DuMont Köln 2015

[5] Bundesagentur für Arbeit, Berufenet, https://berufenet.arbeitsagentur.de

[6] studienwahl.de – design, Hg. Die Länder der Bundesrepublik Deutschland in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit, http://www.studienwahl.de

[7] Uta Brandes et al.: Designtheorie und Designforschung, Paderborn 2009

 

Lexikon der Kunstpädagogik
Kunibert Bering, Rolf Niehoff, Karina Pauls (Hg.)
Athena Verlag Oberhausen
1. Auflage 2017, 512 Seiten,
Breitklappenbroschur 17 x 24 cm
ISBN: 978-3-89896-690-0

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